Wenn man mir vor einem Jahr erzählt hätte, dass ich nächstes Jahr im Frühling unter einem Kirschbaum in Japan stehen würde, hätte ich demjenigen wahrscheinlich nicht geglaubt. Japan stand nie wirklich auf meiner Bucket-List. Wieso befand ich mich trotzdem vor ein paar Wochen in einem Flugzeug in Richtung Japan? Daran ist wohl zum größten Teil mein Freund schuld. Anders als ich, war es schon seit vielen Jahren seinen Wunsch, einmal Japan zu besuchen. Dies rührt wahrscheinlich daher, dass er eine große Leidenschaft zur Animes und Mangas pflegt. Im Gegensatz zu mir, ist er mit Naruto und co. aufgewachsen.
Ich vermute, dass Japan auch auf vielen Listen von euch, nicht unbedingt an oberster Stelle steht. Vielleicht kann dieser Post euch ein bisschen davon überzeugen, dass Japan ist auf jeden Fall wert ist, einmal genauer betrachtet zu werden.
Eindrücke aus Kyoto und Nagoya
Tag 1 – Dienstag, 29.03.2016
Japan ist neu, unbekannt und unglaublich aufregend. In keinem anderen Land, habe ich solche Gegensätze zwischen modern und traditionell gesehen, wie in Japan. Ein fernes Land, das ganz anders lebt und völlig andere Gewohnheiten hat, als wir sie hier pflegen.
Endlich in unserer ersten Stadt angekommen, nämlich Kyoto, übermannte uns doch ziemlich der Jetlag. Dadurch schafften wir es nur, uns an diesem Tag das Gion Viertel anzusehen, welches sich sehr nah an unserem Ryokan befand. Ein Ryokan ist ein traditionell eingerichtetes Zimmer. Ryokans sind die Jugendherbergen in Japan. Wenn ihr in Japan seid, müsst ihr mindestens einmal in einem Ryokan wohnen, sonst verpasst ihr was!
Es handelt sich dabei um das traditionelle Viertel von Kyoto. Im Allgemeinen sieht Kyoto noch viel traditioneller aus, als andere Städte Japans. Gion wird auch Geisha-Viertel genannt, da dort viele wohnen. Mit etwas Glück kann man in dem Viertel Geishas auf dem Weg zu ihrer Arbeit treffen. Wenn man keine entdeckt, sieht man trotzdem zur Kirschblütenzeit viele Japanerinnen, die sich als Geisha verkleiden und dort ihre Fotos machen. Gion hat einen Altstadt-Charakter, da es dort viele Holzhäuser, Teestuben und gepflasterte Straßen gibt.
Wie ihr auch auf dem Gruppenbild sehen könnt, haben die Japaner überhaupt kein Problem damit, fotografiert zu werden. Im Gegenteil! Sie freuen sich immer total und sind super offen, was wirklich richtig schön und herzlich ist. Es ist nicht so wie bei uns, wo wir noch darum gebeten werden, das Foto wieder zu löschen, weil die Person nicht fotografiert werden will. Bei diesem Bild war es so, dass ich ursprünglich nur zwei der Mädchen fragte, ob ich von ihnen ein Foto machen könnte. Sie waren so begeistert, dass sie gleich ihre Freundinnen dazu holten und daraus dieses schöne Bild entstand!
Tag 2 – Mittwoch, 30.03.2016
Am zweiten Tag wurden wir morgens von einem traditionellen japanischen Frühstück begrüßt. Ich habe euch ein Fooddiary gedreht, das bald online geht. Dort könnt ihr das genaue Frühstück sehen. Ich kann aber schon so viel sagen: Zum Anfang war ich wirklich sehr geschockt und hatte fast nichts gegessen, außer den Reis. Mit der Zeit konnte ich mich dann mehr daran gewöhnen. Japaner essen traditionell jeden Morgen eine Schale Reis mit unterschiedlichen Beilagen (Tofu, Fisch, Ei, eingelegtes Gemüse…), Salat und Misosuppe. Jedoch wie gesagt, genaueres seht ihr dann im Fooddiary!
An diesem Tag nahmen wir es uns vor, ein bisschen Kyoto und die japanische Kultur zu erkunden. Dabei stießen wir auch auf unseren ersten 100 ¥ Shop, die in ganz Japan bekannt und beliebt sind. Sie sind mit unseren ein Euro Shops zu vergleichen, denn dort kostet wirklich alles nur 100 ¥. Beim aktuellen Kurs, sind das umgerechnet ungefähr 0,74 €. Im Gegensatz zu unseren Läden, wo man meistens nur irgendwelchen Schrott oder Krimskrams findet, den man eigentlich überhaupt nicht braucht, sind die 100 ¥-Läden ein wirkliches Paradies! Wenn ihr einmal in Japan seid, Bentoboxen toll findet oder Masking Tape, solltet ihr diese 100 ¥ Shops wirklich einmal besuchen. Dort gibt es immer eine sehr große Auswahl und ihr müsst bedenken, dass es nur 100 ¥ gekostet. Aber auch viele, viele andere Sachen gibt es dort zu entdecken. Beispielsweise Süßigkeiten, Haushaltsgeräte (vor allem für die Küche), Geschirr, Gartenartikel, Dinge aus dem Beauty-Bereich wie unechte Wimpern, Nagellack und noch soo viele mehr. Man kann sehr gut seine Zeit dort verplempern.
Wir liefen an diesem Tag größtenteils am Kamogawa-Fluss entlang, der 31km lang ist und durch Kyoto fließt. Er wird auch das Herz von Kyoto genannt, denn um ihn herum gibt es Rad und Fußwege und die Kirschbäume blühen im Frühling dort ganz prächtig. Das Titelbild wurde beispielsweise auch dort aufgenommen.
Im Allgemeinen blühte es in Kyoto schon sehr schön, doch es sollte im Laufe unserer Reise noch viel schöner werden! In Kyoto fingen die Knospen gerade an, aufzublühen, was auch wirklich schön aussah. Vereinzelt waren die Bäume sogar schon komplett und in voller Pracht aufgeblüht! Man merkt dann auch erst, wie viele verschiedene Arten von Kirschbäumen es in Wirklichkeit gibt. Bei Weitem noch viel mehr, als bei uns!
Übrigens sieht man in Japan Sachen, die man wahrscheinlich nirgendwo sieht. Zum Beispiel einen Mann, der Fahrrad fährt und dabei auf dem Rücken eine Katze mit sich führt. Ihr schien das auch nicht wirklich etwas auszumachen.
Wenn man in Japan keine Tempel und Schreine besucht, dann hat man wahrscheinlich irgendetwas falsch gemacht. Diese gibt es nämlich zu Hauf in asiatischen Ländern und sind eben das Pendant zu unseren Kirchen (nur viel schöner, wie ich finde). An diesem Tag trieb es uns zum Fushimi Inari-Taisha -einer der bekanntesten und ältesten Shintō-Schreine in Kyoto. Das Besondere an diesem Ort sind die Torii, die wie eine Allee hintereinander angeordnet sind. Diese Torii sind allesamt Spenden von Personen, Unternehmen und Familien. Es ist wirklich beeindruckend, wenn man dort entlang geht.
Auch hier trafen wir wieder viele Japaner, die sich traditionell anzogen und Fotos von sich machten. Durch die traditionellen Kostüme wurde der ganze Ort noch magischer. Etwas schade war, dass man den Weg so entlang ging, dass sich die Schriftzeichen auf der anderen Seite befanden. Erst wenn man sich umdrehte, konnte man die Schriftzeichen in der Allee bestaunen. Das sah um einiges schöner aus!
Wenn man noch weiter lief, kam man ebenfalls auf den Friedhof, der ebenfalls wunderschön aussah. Genauso umgaben das Gebiet viele Bambusbäume. Diese und viele andere Baumarten sind viel höher gewachsen, als bei uns in Deutschland.
Uns wurde schnell klar, dass es für die Japaner sehr wichtig ist, ihre Wünsche und Hoffnungen in jeglicher Form aufschreiben zu können und an solchen Stätten dann anzuhängen. Entweder in Papierform, auf Mini-Torii, durch einen Münzwurf im Wunschbrunnen oder als kleines Gebet – überall hast du die Möglichkeit, für dein Glück und deine Wünsche zu beten.
Dieser Ort war so schön, dass wir etwas die Zeit vergaßen und erst am Nachmittag zurück fuhren. Eigentlich war geplant, dass wir am Nachmittag noch den Kaiserpalast besuchten. Wir erfuhren dann allerdings, dass man nur mit einer Anmeldung, die man sich vorher im kaiserlichen Haushaltsbüro in Kyoto hätte holen müssen, den Palast betreten darf. Diese Erlaubnis hatten wir dann natürlich nicht, also auch kein Palast. Dafür konnten wir uns mal wieder an den Kirschblüten im Park, der den Palast umgibt, erfreuen. Und nein: Diese Kirschbäume und ihre Schönheit werden nie langweilig. Man kann auch niemals genug Fotos haben!
Tag 3 – Donnerstag, 31.03.2016
Am nächsten Tag fuhren wir das erste Mal mit dem Bus. Warum ich das hier so hervorhebe? Es war eine sehr interessante Erfahrung. Es gibt zwei Bussorten in Japan. Zumindest haben wir zwei verschiedene erlebt, möglicherweise gibt es noch mehr. Bei der einen fährt man nach einem System, das auch in den U-Bahnen angewandt wird. Der Preis des Tickets wird daran gemessen, wie weit du fährst. Wir fuhren aber an diesem Morgen mit einem Bus, der ein anderes Bezahlsystem vorsah.
Das erste ungewöhnliche an dieser Fahrt war, dass wir hinten einsteigen mussten. Als wir einstiegen, gingen wir natürlich sofort nach vorne zum Busfahrer und wollten eine Fahrkarte lösen. Was wir bis dahin noch nicht wussten: man bezahlt in den Bussen immer am Ende der Fahrt. Der Busfahrer ignorierte uns daher gekonnt und wir wurden von den anderen Japanern nur komisch angesehen. Verwirrt setzten wir uns hin und überlegten, ob man vielleicht vor der Fahrt ein Ticket kaufen musste und wir gerade schwarzfahren. Nachdem dann ein Hinweisschild auf Englisch auf dem Bildschirm erschien, brachte das auch etwas Licht ins Dunkel. In diesem Bus zahlt man immer 230 ¥, egal wie weit man fuhr. Der Haken: Man musste es passend bezahlen. Das ist natürlich nicht so leicht, wenn man das nicht weiß. Also machten Alex und ich Kassensturz und schafften es zwar nicht jeweils 230 ¥ zusammen zu kratzen, aber zusammen 460 ¥. Übrigens steigt man dann logischerweise auch immer nur vorne aus und kann damit auch nicht schwarzfahren. Nach diesem kleinen, verwirrenden Erlebnis fuhren wir zum Goldenen-Pavillon.
Zu diesem Tempel habe ich eine ganz besondere Verbindung. Wahrscheinlich wissen das viele von euch nicht, aber mein Vater ist Fotograf und schon früher sehr viel gereist. Unter anderem auch nach Japan. Vor ungefähr 20 Jahren fotografierte er ebenfalls den Goldenen Pavillon und rahmte es nach seiner Reise ein. Seit dem hing dieses Bild bei uns in der Küche und als kleines Kind sah ich dieses Motiv jeden Tag. Daher freute es mich ganz besonders, diesen Pavillon, den ich so viele Jahre auf einem Foto gesehen hatte, einmal selbst im realen Leben zu sehen. Es war deshalb auch eins der schönen Ausflugsziele meiner Reise.
Der Goldene Pavillion wird im japanischen Kinkaku-ji genannt. Seinen Namen erhielt er durch die oberen Stockwerke, die wirklich komplett mit Blattgold überzogen sind.
Es ist üblich, dass Besucher an solchen Tempelstätten Räucherstäbchen kaufen können, um sie danach in so ein Behältnis, das mit Sand gefüllt ist, zu stecken. Dem Rauch werden heilende Kräfte nachgesagt. Deshalb fächeln sich die Japaner den Rauch an die Stellen des Körpers, die entweder krank sind oder einfach gesund bleiben sollen. Häufig sind das dann der Kopf und das Herz. Männer fächeln es sich aber auch nicht selten zu ihren Genitalien. 😉
Nachdem wir schon ein bisschen Kulturprogramm hinter uns hatten, sollte es endlich spaßig werden. Wir fuhren nach Arashiyama, um den dortigen Monkeypark zu besuchen. Arashiyama ist schon so einen Besuch wert, da es dort einfach wunderschön ist! Man sieht dort sehr viele Berge und von weitem vereinzelte Kirschbäume, die zwischen den anderen Bäumen durch ihre Blüten herausstechen. Es ist genau so, wie man sich Japan auch vorgestellt hat.
Doch zurück zum Monkeypark. Solltet ihr einmal in Kyoto sein, dürft ihr euch diesen Park nicht entgehen lassen! Leider durfte man die Affen nicht anfassen und sollte etwas Abstand von ihnen halten. Dafür konnte man sie aber im Futterhaus füttern, was ziemlich viel Spaß gemacht. Sie sind wirklich unglaublich süß gewesen und nach dem Besuch verstand ich, wieso Affen für manche die Lieblingstiere sind. Jedoch seht selbst:
In Arashiyama kann man auch wunderbar Picknicken, weil dort so viele Kirschbäume stehen. Für die Japaner ist es ganz normal, im Frühling unter einem Kirschbaum zu Mittag zu essen. Das könnt ihr in meinem Video auch sehr gut sehen.
Der letzte Punkt an diesem Tag war der Bambuswald, der sich ebenfalls dort in der Nähe befand. Leider war er sowohl für mich, als auch für Alex sehr enttäuschend. Im Internet auf den Bildern sah er um einiges schöner aus. Klar, beeindruckend war er auf jeden Fall, jedoch bei weitem nicht so schön, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zudem war es einfach nur super voll, weshalb es das Fotografieren sehr schwierig machte und es auch nicht sehr angenehm war, einfach dort durch zu spazieren.
Tag 4 – Freitag, 01.04.2016
Da dreht man sich einmal um und schon war die Zeit in Kyoto fast vorbei. Der Tag war sehr verregnet, weshalb wir uns entschieden, den überdachten Nishiki Markt zu besuchen. Es ist nämlich so: Wenn es in Japan regnet, dann regnet es auch richtig und meistens den ganzen Tag. Es war für uns jedoch nicht so schlimm, weil es unser Reisetag nach Nagoya war.
Zurück zum Markt. Es handelt sich hierbei um einen sehr traditionellen Markt, auf dem man vor allem Lebensmittel kaufen kann. Wenn man also einmal typisch japanisch kochen möchte, findet man hier die passenden Zutaten. Wir erkannten auch vieles von unserem Frühstück wieder. Viel Fisch wird hier verkauft, aber auch andere Lebensmittel. Es ist dabei immer sehr schwierig zu erkennen, worum es sich handelt. Alle Schilder sind nur auf Japanisch. Eine englische Übersetzung gibt es meistens nicht.
Die Ladenbesitzer bieten oft kleine Proben zum Kosten an. Wer sich traut, kann was erleben! Es werden aber auch uns vertraute Dinge zum Probieren angeboten, wie zum Beispiel Kastanien. Der Markt ist 390m lang und durch bunte Glasfenster überdacht!
Tag 6 – Samstag, 02.04.2016
Wir fuhren am Freitag von Kyoto nach Nagoya mit dem Shinkansen. Das ist der schnellste Zug in Japan. Er kann bis zu 300km/h fahren und tut das auch meistens. Dadurch kommt man schnell durch das Land. Wenn man sich einen Railpass vor der Reise besorgt, kann man auch alle Shinkansen nutzen. Was genau ein Railpass ist, werde ich in meinem Japan-Travelguide noch genauer erklären.
In Nagoya hatten wir leider unglaublich wenig Zeit. Am Tag davor regnete es bis Abends, weshalb wir nicht viel unternehmen konnten und uns nur der Samstag blieb. Das Problem war, dass wir am Samstag direkt wieder nach Richtung Hakone losfuhren. Nagoya war eigentlich wirklich nur eine Zwischenstation, weil uns der Ryokan in Kyoto nur drei und nicht vier Nächte aufnehmen konnten. Trotzdem machten wir das Beste daraus und besuchten die Burg Nagoya.
Sie hatte zwar einen Burggraben, trotzdem würden wir uns unter einer Burg wahrscheinlich etwas ganz anderes und vor allem nichts SO schönes vorstellen. Für uns war die Burg eine der schönsten Plätze in Japan. Es handelt sich dabei nicht um die Originalburg, sondern nur eine Nachbildung. Die Burg wurde im Zweiten Weltkrieg bis auf drei Tore und drei kleine Türme vollkommen zerstört. 2014 wurde dann die Nachbildung der Burg fertiggestellt. Bis heute arbeitet man noch an den restlichen Gebäuden auf dem Gelände.
Sie ist einen Besuch wert! Viele der beweglichen Wände und Malereien konnten damals noch vorm Feuer gerettet werden und sind nun dort ausgestellt. Außerdem ist das ganze Gelände mit vielen Kirschbäumen bepflanzt. Als wir dort waren, wirkten die Plätze auch eher wie ein großer Jahrmarkt. Überall gab es Stände mit Essen und eine kleine Bühnenshow konnte man sich ebenfalls ansehen.
Das war also unsere Zeit in Kyoto und Nagoya. Ich hoffe, ich konnte euch mit dem Blogpost und dem Video einen kleinen Eindruck von unserer Zeit in Japan machen. Ihr seht, es gibt unglaublich viel zu sehen. Im nächsten Blogpost über Japan nehme ich euch dann noch mit nach Hakone und Tokio.
Bis dann. Eure Laura